EU-Nutzer der Kryptowährungsbörse Binance werden Ende Oktober vom Handel mit dem Euro ausgeschlossen. Die Einzahlungen sind bereits ausgesetzt. Der Schritt kommt nicht ohne Vorwarnung und zeigt doch wie Binance weltweit durch neue Regulierungen wie MiCA und Klagen der SEC vor immer größeren Herausforderungen steht.
Nutzer können keine Euro-Beträge mehr einzahlen
Seit dem 25. September können Nutzer in der gesamten Europäischen Union ihr Binance-Konto nicht mehr mit Euro-Beträgen (Fiatgeld) aufladen. Binance ist die weltweit größte Kryptobörse und auch eine der größten in Europa. Der Schritt war dementsprechend lange angekündigt und die Nutzer sind an vielen Stellen darauf hingewiesen worden. Hintergrund ist, dass der Partner Paysafe Payment Solutions bereits Ende Juni „einseitig“ die Zusammenarbeit aufgekündigt hat.
[...] our former fiat partner, Paysafe Payment Solutions Limited (Paysafe), has unilaterally chosen to stop processing EUR deposits for Binance users in the Single Euro Payment Area (SEPA) from 25 September 2023.
Binance-Support-Chatbot
Binance verwahrt selbst kein Fiatgeld
Denn tatsächlich halten Kryptobörsen oftmals Euro-Beträge gar nicht selber – mangels Lizenz –, sondern verlassen sich dafür auf Bankpartner wie Paysafe. Der Nutzer vertraut sein Geld also Paysafe an und nicht dem Kryptodienstleister, wie Binance klarstellt. Die Plattform erhält dementsprechend erst Zugriff auf das Euro-Guthaben, wenn der Nutzer Kryptowährungen kauft oder andere Umsätze mit diesem Guthaben tätigt.
Handel mit dem Euro endet am 31. Oktober
Das Ende der Partnerschaft hat deshalb noch folgenschwerere Auswirkungen. Zuerst für den 31. Dezember geplant, weist Binance die Nutzer mittlerweile per hartnäckigem App-Popup darauf hin, dass bereits ab dem 31. Oktober kein Handel mit dem Euro mehr möglich sein wird. Der Verkauf gegen Euro-Beträge oder auch der Kauf mittels Euro-Guthaben ist dann folglich nicht mehr möglich. Es kann nur noch per Kreditkarte und Apple/Google Pay direkt in Kryptowährungen investiert werden. Die Gebühren dafür betragen allerdings mit bis zu 3,5 Prozent deutlich mehr als eine Aufladung per Bankkonto, welche einen Euro gekostet hat.
From 31 October 2023 Paysafe will block the use of your EUR fiat balance for crypto purchases, and only permit your EUR fiat balance to be withdrawn into your bank account. To avoid this, you may convert your EUR fiat balance to USDT.
Binance App
Immerhin: Laut Binance können Kunden weiterhin ihr Euro-Guthaben auch über den 31. Oktober hinaus „abheben“ und auf das hinterlegte Konto auszahlen lassen. Ein Grund zur Panik besteht also nicht.
Stablecoins als Alternative
Als Lösung schlägt Binance den Kunden vor, ihr Geld in sogenannte „Stablecoins“ zu legen. Diese als stabil geltenden Kryptowährungen sind deutlich wertbeständiger als etwa der Bitcoin und orientieren sich üblicherweise an einer bestehenden nationalen Währung wie dem US-Dollar als Referenzkurs. Dass selbst bei diesen Währungen Vorsicht geboten ist, zeigte der Crash des Stablecoins UST.
Binance empfiehlt daher die Kryptowährung USDT, welche an den US-Dollar gebunden ist und nach eigenen Angaben jeden Krypto-Dollar mit einem echten Dollar hinterlegt. So soll ein Ausfallrisiko wie bei UST verhindert werden, welcher lediglich mithilfe eines Algorithmus versucht hat, den US-Dollar abzubilden.
USDT ≠ Euro
Der Kauf von Stablecoins auf der Handelsbörse birgt aber einige Nachteile gegenüber der Fiat-Währung: Binance bietet nämlich keinen an den Euro-gebundenen Stablecoin wie etwa EURC von den USDC-Machern an, sondern größtenteils nur den US-Dollar. Daher besteht selbst hier für Anleger ein Kursrisiko, da der US-Dollar gegenüber der heimischen Währung beständig schwankt und das teilweise um zweistellige Prozentbeträge über einen längeren Zeitraum.
Diese Kursschwankungen führen bei einem Verkauf zudem regelmäßig zu einem steuerbaren Ereignis, welches unter Umständen versteuert werden muss – bei Euro-Guthaben ist dies nicht der Fall.
Regulatorische Herausforderungen mehren sich
Das von Changpeng Zhao (CZ) geführte Unternehmen hat allerdings auch schon ohne den Verlust des Partners Paysafe zu kämpfen und steht in mehreren Ländern vor immer größeren Herausforderungen.
SEC wirft Binance Veruntreuung vor
In den USA wirft die Börsenaufsicht dem Konzern 13 unterschiedliche Straftaten vor, unter anderem die Veruntreuung von Kundengeldern und damit eine Einmischung in die eigentlich unabhängige Binance.US-Börse. Binance dementiert die Vorwürfe und beantragt Klageabweisung mit der Begründung, die SEC habe ihre Befugnisse überschritten und verfolge Handlungen, die vor Regulierungsvorgaben stattfanden.
BaFin verwehrt Lizenz
Auch der deutsche Markt erwies sich sich als anspruchsvolles Pflaster: Neue Vorgaben auf nationaler Ebene machen es für Kryptobörsen notwendig, an eine Kryptoverwahrlizenz der BaFin zu kommen. Die BaFin ließ Binance intern jedoch abblitzen und im Juni zog die Plattform kurzerhand ihren Antrag zurück. Langfristig wolle man aber weiter eine Lizenz anstreben.
Eigener Stablecoin BUSD steht vor dem Aus
Zusätzlich steht der hauseigene Stablecoin BUSD seit einigen Monaten vor dem Aus. Der US-Partner Paxos, welcher die Kryptowährung herausgibt und für ihre Wertstabilität Sorge trägt, möchte sich wie Paysafe von Binance trennen. Das gab das Unternehmen im Februar dieses Jahres bekannt, wird den Token aber noch bis Februar 2024 unterstützen, um Kunden den Übergang zu erleichtern. Im Vorfeld wurde Paxos bereits vom Staate New York aufgefordert, keine neuen BUSD auszugeben. Die Zusammenarbeit mit Binance werfe Fragen auf und müsse untersucht werden.
Als Alternative bietet Paxos eine neue Kryptowährung an, diese ist technisch identisch zu BUSD – nur kommt der Pax Dollar (USDP) gänzlich ohne das Binance-Branding aus.
Europäische Union beschließt MiCA
Weder Paysafe noch Paxos wollen benennen, woran die Partnerschaften zerbrachen. Ein Blick in die Zukunft offenbart allerdings, dass sich die Regeln der Kryptowelt schon bald stark ändern werden.
Denn die Europäische Union hat mit „Markets in Crypto-Assets“ oder kurz der MiCA-Verordnung vor, die regulatorischen Zügel enger anzulegen. Bereits ab Juli 2024 sollen erste Teile der Verordnung gelten und damit etwa Stablecoins („E-Geld-Token“) erstmals einer Zulassungspflicht unterliegen. Dazu kommt eine Liquiditätspflicht und ein Verbraucherrecht zur Einlösung der digitalen Token in die hinterlegte Währung. Die Regulierung geht noch weiter und stuft erstmals auf EU-Ebene Kryptodienstleister wie Binance besonders ein und unterstellt sie neben nationalen Behörden zusätzlich der ESMA. Wer Stablecoins ausgibt, muss sich außerdem der EBA unterwerfen und einen Sitz in der EU haben.
Ob Stablecoins wie USDT unter MiCA weiter existieren können, ist noch offen. Immerhin müssen sie erst noch zugelassen werden. CZ spricht aber bereits davon, deshalb mit Partnern im Gespräch zu sein und stellt zugleich auch einen rechtskonformen Euro-Stablecoin in Aussicht.
Für Binance wird die Welt damit dennoch ein Stück weit kleiner, wenn die neuen zuständigen Behörden in der EU ein genaueres Auge auf die größte Kryptobörse der Welt werfen.
Wann kommt der Euro wieder?
Unterdessen sucht der Kryptoriese weiterhin händeringend nach einem neuen Bankpartner für den Euro-Raum. Konkurrenten wie Kraken oder Coinbase erlauben weiterhin Fiat-Einzahlungen und werden perspektivisch vermutlich Marktanteile erobern können. Wie weit die Suche fortgeschritten ist oder ab wann man als Kunde wieder mit der heimischen Währung handeln kann, ist unklar. Der Binance-Chatbot vertröstet lediglich mit einem „Wir informieren dich in der nahen Zukunft“:
Binance is in the process of onboarding and integrating new fiat partners for EUR, we will update you in the near future when we have more news to share.
Binance-Support-Chatbot
Update 19.10.2023 19:01 Uhr
Binance findet neue Fiat-Partner für den Euro-Raum
Nur knapp zwei Wochen vor dem vollständigen Aus von Fiat-Transaktionen im Euro-Raum verkündet die Kryptobörse Binance in einer E-Mail an europäische Kunden, nun die überraschende (Wieder-)Aufnahme eines großflächigen Angebots an Fiat-Dienstleistungen. Damit folgt neben dem Spot-Handel auch wieder die Möglichkeit Euro-Beträge zu hinterlegen:
- Ein- und Auszahlung von EUR über Open Banking und SEPA/SEPA Instant
- Kauf und Verkauf von Kryptowährungen über SEPA/SEPA Instant
- Kauf und Verkauf von Kryptowährungen mit Bankkarten
- Kauf und Verkauf von Kryptowährungen mit Fiat-Guthaben
- EUR-Spot-Paare für alle Nutzer
Migration ab sofort
Kunden werden laut dem Unternehmen bereits auf die neuen Partner für Fiat-Transaktionen umgestellt. Für Nutzer die noch nicht auf die neuen Fiat-Dienste zugreifen können, empfiehlt die Kryptobörse ihre bisherigen Euro-Bestände vollständig zu liquidieren, etwa durch eine Auszahlung auf das Bankkonto oder Umwandlung in Kryptowährungen. Einen Übertrag der bisher bei Paysafe gehaltenen Euro-Bestände ist nicht möglich.
If you do not have access to these fiat services and have an existing EUR balance on Binance through our former fiat partner, Paysafe, you will need to fully reduce your existing balance before we’re able to migrate your account to our new partners. You can do this by converting your EUR to crypto before 31 October, 2023, or withdrawing your balance to your bank account.
Um den Übergang zu erleichtern wird Binance Euro-Bestände unterhalb von fünf Euro am 24. Oktober automatisch in den an den US-Dollar gebundene Stablecoin USDT konvertieren.
For Paysafe users with a balance of less than 5 EUR, we will auto convert the remaining EUR balance into USDT on 24th Oct 2023 8:00am UTC+0 due to the minimum withdrawal limit of 5 EUR. Once we convert this EUR balance into USDT, you will have access to our EUR services via our new partners.
Neue Partner noch unbekannt
In der E-Mail und im Blogeintrag spricht das Unternehmen nur vage von „neu regulierten und autorisierten Fiat-Partnern“, wer damit in Zukunft die Euros von den Millionen europäischen Nutzern verwaltet und für dessen Sicherheit sorgt, bleibt offen.
Author: Stephen Garcia
Last Updated: 1697989922
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Name: Stephen Garcia
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Job: Pharmaceutical Sales Rep
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