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Es gibt einen Anstieg der sexuellen Gewalt Es geht auch um Integration


Gruppenvergewaltigungen sorgen regelmässig für Entsetzen. Was haben diese Verbrechen mit Migration aus bestimmten Ländern zu tun?

VIDEO: Wie geht man mit sexueller Gewalt um?
Tamaris

Sexuelle Gewalt nimmt in Deutschland und in der Schweiz zu. Die Kriminalitätsstatistiken zeigen, dass es auch um ein Integrationsproblem geht.

Massive Übergriffe: junge Männer an der Kölner Silvesternacht, 31. Dezember 2015.

Eigentlich will Lina Peters* bei einer Freundin übernachten. Sie hat einiges getrunken an diesem Abend, mit anderen Mädchen ist sie durch die Ulmer Innenstadt gezogen. Beim Eiscafé Miraval hat die Gruppe fünf Männer kennengelernt, junge Flüchtlinge, die Halloween feiern. Einer von ihnen war zuerst aggressiv und schlug Linas Kollegin unvermittelt mit der Faust in den Bauch. Zu Lina war er jedoch nett, versuchte sie zu küssen und lud sie zu einem Spaziergang durch die Innenstadt ein. Als die beiden zurückkommen, sind die anderen Mädchen nach Hause gegangen. Lina ist allein mit den fünf Männern. Ob sie nicht mitkommen wolle in ein «Chillhaus», wird sie gefragt.

Was in jener Nacht vom 31. Oktober 2019 passiert ist, musste das Landgericht Ulm klären. Gemäss Urteil vom 15. März 2021 steigt Lina Peters gegen 22 Uhr 45 mit den jungen Männern in den Bus nach Illerkirchberg. Das «Chillhaus», von dem die Männer gesprochen haben, ist eine heruntergekommene Unterkunft für Asylbewerber im Ortsteil Beutelreusch. Dort wird das betrunkene Mädchen gezwungen, ein mit Betäubungsmittel versetztes Glas Wasser zu trinken. Schliesslich wird es in jener Nacht von drei Männern zum Geschlechtsverkehr gezwungen und fünf Mal vergewaltigt.

Das «deutsche Rudel» von Mallorca

Lina Peters ist eine von Tausenden Frauen, die in den letzten Jahren in Deutschland von mehreren Männern vergewaltigt worden sind. In den Medien spricht man oft von «Gruppenvergewaltigungen», immer wieder sorgen Fälle für Entsetzen. 2020 verurteilte das Landgericht Freiburg acht Männer, die eine Discobesucherin in ein Gebüsch gelockt und während mehr als zwei Stunden zum Sex gezwungen hatten. Im ostfriesischen Leer sollen drei Männer 2021 eine 16-Jährige in ihre Wohnung gelockt, geschlagen und mehrfach vergewaltigt haben. Und in Mallorca wurden kürzlich fünf Männer aus Deutschland verhaftet, wegen mutmasslicher Vergewaltigung einer 18-Jährigen.

Spanische Medien schrieben von einem «deutschen Rudel» («manada alemana»), in Deutschland betonten Zeitungen wie die «Bild», dass die Verhafteten einen Migrationshintergrund hätten. Die Frage, wieweit das Phänomen der sexuellen Gewalt mit der Migration zu tun hat, ist in Deutschland seit den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht von 2015 ein Politikum. Rechte Politiker neigen dazu, die Gewalt einzig auf Ausländer, namentlich Asylsuchende, zurückzuführen, als ob Deutsche niemals zu solchen Taten fähig wären. Auf der Linken wiederum wird versucht, jeglichen Zusammenhang zu verneinen.

«Kaum eine Stammtischparole hat sich wohl so erfolgreich durchgesetzt wie das Märchen davon, dass sich Frauen in Deutschland nicht mehr sicher fühlen könnten, weil ‹so viele ausländische Männer hierherkommen›», schreibt etwa die staatlich subventionierte, den Grünen nahestehende Amadeu-Antonio-Stiftung. «Die Wahrnehmung der deutschen Gesellschaft wird mittlerweile von der Behauptung bestimmt, Migration löse mehr (sexualisierte) Gewalttaten aus.» Schuld daran hätten auch die Medien, die Straftaten von Nichtdeutschen viel mehr Beachtung schenkten.

Massive Übervertretung bei Sexualdelikten

Demnach wäre es Zufall, dass die Täter und Tatverdächtigen von Leer, Freiburg und Illerkirchberg hauptsächlich aus Syrien, dem Irak und Afghanistan stammten. Betrachtet man die Polizeistatistiken, hat die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und schweren Übergriffe in den letzten Jahren allgemein zugenommen. Wurden 2013 noch 9,2 Fälle pro 100 000 Einwohner registriert, waren es im letzten Jahr 14,1. Von rund 10 000 Tatverdächtigen waren 37 Prozent Ausländer. In der Schweiz ist die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen, von 532 im Jahr 2015 auf 867. Erklärt wurde das mit einer höheren Anzeigebereitschaft und «sozial wenig integrierten Milieus».

Da «Gruppenvergewaltigung» kein Straftatbestand ist, gibt es dazu in der deutschen Polizei- und Kriminalitätsstatistik keine Zahlen. Die deutsche Bundesregierung hat jedoch im Mai aufgrund einer Anfrage der AfD eine Statistik zu Fällen mit mehreren Beteiligten veröffentlicht. Demnach wurden letztes Jahr 789 Vorfälle registriert, die sich als «Gruppenvergewaltigungen» einstufen lassen – so viele wie noch nie in den letzten Jahren. 65 Prozent der Verdächtigen waren polizeilich bekannt. Der Ausländeranteil lag bei rund 50 Prozent. Die meisten Verhafteten stammten aus Deutschland (471), Syrien (72), Afghanistan (52), dem Irak (51) und der Türkei (35).

Diese fünf Herkunftsländer führen seit mehreren Jahren die Statistik an. Dass Täter aus arabischen und islamisch geprägten Ländern übervertreten sind, ist wenig überraschend. So hat der auf Gewalt- und Sexualstraftäter spezialisierte deutsch-schweizerische Psychiater Frank Urbaniok deutsche Polizei-, Verurteilungs- und Strafgefangenenstatistiken ausgewertet. Bei Sexualdelikten, so schreibt er in seinem 2020 erschienenen Buch «Darwin schlägt Kant», seien Iraker, Syrer, Marokkaner, Pakistaner, Somalier, Afghanen und Algerier massiv übervertreten, zum Teil mit Kriminalitätsquoten von über 1000 Prozent im Vergleich zur deutschen Bevölkerung – was Politiker und Soziologen jedoch gerne mit einem politisch korrekten «Standard-Argumentarium» verwedelten.

Für den Migrationsforscher Koopmans sind die Zahlen «erschreckend»

Tatsächlich wird in Diskussionen über (sexuelle) Gewalt gerne auf «komplexe Ursachen» oder die sozialen Umstände der Täter verwiesen, auf Armut, mangelnde Perspektiven und den Umstand, dass der Anteil junger Männer unter Geflüchteten höher ist als in der restlichen Bevölkerung. Manche suggerieren zudem eine höhere Anzeigebereitschaft der Opfer, wenn der Täter «fremd» aussehe.

Urbaniok hält das für ideologisch motivierte Versuche, die Realität zu verdrängen und den Staat zum eigentlichen Täter zu machen – zumal sozial schwache Migranten aus Vietnam überhaupt nicht auffielen und die Überrepräsentation der genannten Länder derart hoch sei, dass sie mit der Altersstruktur nicht erklärt werden könne. Ausserdem würde die Statistik ohne Einbürgerungen wohl noch schlechter ausfallen. «In den neunziger Jahren», so schreibt er, «waren es Konsumterror und die alltäglichen Diskriminierungen, die als Erklärungen für die überproportionale Ausländerkriminalität herhalten mussten. Auch heute kann es nicht an den Flüchtlingen selber liegen.»

Dass persönliche Einstellungen, Gewalterfahrungen in der eigenen Familie, gesellschaftliche Normen und Gesetze Sexualstraftaten begünstigen können, vermutet auch der Berliner Soziologieprofessor und Migrationsforscher Ruud Koopmans. Was die Vergewaltigungen angeht, spricht er von «erschreckenden Zahlen». «Viele Täter kommen aus stark patriarchalen, vorwiegend islamischen Ländern, mit total verfehlten Vorstellungen über Frauen und Sexualbeziehungen. Frauen, die sich nicht bedecken, betrachten sie als Freiwild.» Kriminalität könne zwar durch mangelnde Perspektiven begünstigt werden, aber: «Eine Gruppenvergewaltigung ist keine Triebtat, die heimlich begangen wird. Die Täter haben kein schlechtes Gewissen, ihr Verhalten wird durch die Normen der Gruppe legitimiert.»

Milde Strafen für die Vergewaltiger von Illerkirchberg

Den hohen Anteil von Flüchtlingen in Kriminalstatistiken betrachtet Koopmans als Indiz für eine verfehlte Migrationspolitik, die junge Männer statt vulnerable Personen bevorteile – selbst dann, wenn sie kriminell seien. Denn Abschiebungen funktionierten bekanntlich nicht. Die Täter von Illerkirchberg sind exemplarische Beispiele für gescheiterte Integration, aber auch für die Hilflosigkeit des Staates und der Gesellschaft.

Die Vergewaltiger stammen aus Afghanistan und dem Irak, die meisten kamen 2015 nach Deutschland. Einer der Haupttäter lebte als afghanischer Flüchtling in Iran, bevor er mit seiner Familie nach Deutschland flüchtete. In der Familie hatte er Probleme mit seinem gewalttätigen Vater. Zur Tatzeit war er angeblich 16, bereits zuvor war er polizeilich aufgefallen, wegen eines Diebstahls mit Waffen, Drohung und gefährlicher Körperverletzung. Unter anderem hatte er in der Stuttgarter Innenstadt mit einer Flasche auf einen Mann eingeschlagen.

Der zweite Haupttäter hatte ebenfalls Schulprobleme und verweigerte sich einer sozialpädagogischen Familienhilfe. Er war nach eigenen Angaben 15, als er Lina Peters vergewaltigte. Ein dritter Angeklagter wurde möglicherweise 1993 geboren, besuchte die Schule in Afghanistan und ist bis heute Analphabet. Abgesehen von tageweisen Einsätzen bei Zeitarbeitsfirmen geht er seit Jahren keiner Erwerbstätigkeit nach und lebt von Sozialhilfe. Er war wegen Diebstahls vorbestraft.

Vor Gericht profitieren die Angeklagten davon, dass sie zum Teil – nach eigenen Angaben – minderjährig sind. Sie legen ein Geständnis ab und erhalten im Gegenzug milde Strafen. Am 15. März 2021 verurteilt das Landgericht Ulm die Haupttäter zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten, bei einem Strafrahmen von zwei bis fünfzehn Jahren.

Inzwischen sind die Täter auf freiem Fuss, einer wohnt wieder in Illerkirchberg. Sein Asylgesuch ist abgelehnt worden, ausgeschafft werden kann er nicht, wegen der Situation in seiner Heimat. Ein «Sonderstab gefährliche Ausländer» kümmert sich um ihn. Kürzlich hat er versucht, illegal in Frankreich abzutauchen, weshalb er erneut vor Gericht erscheinen musste.

Das «Chillhaus» in Beutelreusch ist mittlerweile abgerissen und durch ein Einfamilienhaus ersetzt worden. Lina Peters wurde durch den acht Monate dauernden Untersuchungsprozess zusätzlich belastet. Sie musste Aussagen machen, die von den Angeklagten mitgehört werden konnten, Verteidiger versuchten, ihr eine Mitschuld an den Ereignissen im «Chillhaus» zu geben. Eine Gutachterin attestierte der 14-Jährigen eine posttraumatische Belastungsstörung. Zeuginnen erklärten vor Gericht, sie sei ruhiger geworden, die Mutter sprach in den Medien von Panikattacken, unter denen ihre Tochter leide. Aber sie sei froh, dass man ihr vor Gericht geglaubt habe. Viele Fälle von Gruppenvergewaltigungen, das geht aus den Statistiken der Bundesregierung hervor, werden nicht aufgeklärt.

* Name von der Redaktion geändert.

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Author: Larry Rodriguez

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